Auszug aus dem Buch AVOR
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1.
Einführung
1.1.
Einleitung
Jeder, der etwas produziert,
betreibt Arbeitsvorbereitung, abgekürzt "AVOR". Wieso? Weil ohne
AVOR nichts hergestellt werden kann. Dieser Grundsatz gilt für jeden
Produktionsbereich und trifft natürlich auch ganz besonders für die
Baubranche zu. Bereits das Herrichten des zu verarbeitenden
Materials, das Planlesen, Einmessen oder Besprechen mit dem Maurer
ist AVOR; kurzum: Alle Handreichungen und Vorkehrungen, welche der
konkreten Ausführung des Werkes dienen, gehören zur AVOR. Deshalb
ist es nicht verwunderlich, dass es kaum einen Bauunternehmer,
Bauführer oder Polier gibt, der die Arbeitsvorbereitung nicht für
sehr wichtig hält und ihre dringende Notwendigkeit bestätigt.
So wie aber jede Arbeit gut oder
schlecht ausgeführt werden kann, steht es auch mit der AVOR: Diese
kann gut durchdacht und systematisch sein oder nach dem
Zufallsprinzip "nebenbei geschehen". Ein Endprodukt ist immer
ersichtlich, das Bauwerk entsteht in jedem Fall, aber wie,
das ist die entscheidende Frage!
Mit diesem Buch soll vieles
erreicht werden! Der aufmerksame Leser wird dies im Laufe der
weiteren Ausführungen merken. Eines jedoch bewirkt es ganz bestimmt,
sofern die Geschäftsleitung und das Baukader sich daran halten und
einige Stunden für die systematische und fachgerechte AVOR
aufwenden, nämlich:
die
Einsparung von Fr. 30´000.--
bei einem
Baumeisterauftrag von 1 Million.
Verschiedene
Baufachleute werden dies nun für reine Phantasie halten. Die
nachfolgende Aufstellung und der Inhalt der weiteren Kapitel zeigen,
dass die obige Behauptung keinesfalls übertrieben ist, sondern sogar
noch übertroffen werden kann.
Mögliche Einsparungen durch systematische,
gründliche AVOR bei verschiedenen Arbeiten eines Rohbaues: |
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Fr.
2'000.--
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Fr.
2'000.--
|
-
Wasserhaltung: Frühzeitige Abklärung der Hydrologie,
rechtzeitiges Besprechen des Wasserhaltungskonzeptes zur
Vermeidung von Überraschungen, die "10 goldenen Regeln für
den Umgang mit Pumpen" einhalten, oberhalb der Baugrube
wasserableitende Gräben anordnen
|
Fr.
1'000.--
|
-
Kanalisation: Möglichst zusammen mit dem Unterlagsbeton
parallel zum Baugrubenaushub einbringen, Betonausmass nach
Lieferschein, evtl. Kanalisationsstränge vom
Baumaterialienhändler vorfabrizieren lassen, Sorgfältige
Materialbestellung nach Checkliste
|
Fr.
1'000.--
|
-
Unterlags- und Negativbeton: Die
Unterlagsbetonstärke beträgt wegen der Aushubtoleranz von 5
cm durchschnittlich mindestens 8 - 10 cm, (Ausmass!),
Negativbeton anschrägen statt abschalen, bei theoretischem
Ausmass überstehenden Unterlagsbeton ausserhalb der
Fundamentplatte (Kosten: circa Fr. 600.--) vermeiden und
abschalen
|
Fr.
1'000.-- |
-
Baustelleneinrichtung:
Vollständigen
Installationsplan erstellen, optimalster Aufwand für die
Kranfundation, Distanz Kran - Umschlaggerät im
Massenschwerpunkt, klare Kostenvergleiche für Pump- oder
Kranbeton, verschieden grosse Betonkübel verwenden,
Fangkorb und Fernsteuerung für Umschlaggerät und Betonkübel
einsetzen, Patentschnurgerüst unten in der Baugrube
anordnen, Wasseranschluss mit Hauszuleitung kombinieren,
optimale Anordnung der Materiallagerplätze, Deponien mit
Quergefälle abwalzen und als Lagerplätze verwenden,
Baustellenordnung ist sichtbar gemachte Intelligenz und
Werbung!
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Fr.
5'000.--
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Fr.
1'000.--
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Fr.
2'500.--
|
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Fr.
3'500.--
|
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Fr.
1'000.--
|
|
Fr.
1'000.--
|
|
Fr.
6'000.--
|
|
Fr.
4'000.--
|
|
Fr.
4'000.--
__________ |
Total Einsparungen |
Fr. 35'000.-- |
- Mehraufwendungen für
die systematische AVOR, circa 60 Stunden
|
- Fr.
5'000.--
___________
|
Total Einsparungen durch gute
AVOR |
Fr.
30'000.--
========== |
Obwohl jeder Bauunternehmer und
Vorgesetzte genau weiss, dass mit der systematischen AVOR enorme
Kosten eingespart werden könnten, kommt es immer noch viel zu selten
vor, dass der Chef seinem Polier sagt: "Hier sind das Devis, die
Projektpläne, der Aushubplan und die Ergebnisse der
Bodenuntersuchungen (alles Unterlagen, die der Projektverfasser
gemäss SIA 118, Art 5 und 7 schon bei der Ausschreibung bereithalten
muss), nimm dir ein bis zwei Tage Zeit, studiere deine zukünftige
Baustelle und triff die nötigen Arbeitsvorbereitungen". Worin liegt
die Ursache für die fehlende Bereitschaft, einem Baustellenchef die
Zeit zur umfassenden AVOR seiner Baustelle einzuräumen? Weil noch
bei vielen der Begriff "arbeiten" mit körperlicher Tätigkeit
gleichgesetzt wird und die Meinung vorherrscht: "Devis durchlesen,
Pläne studieren, sich Arbeitsabläufe überlegen - das alles ist für
einen Polier doch keine Arbeit!" Ganz nach dem Motto: "Lieber auf
der Baustelle Arbeiten falsch machen, dafür aber fleissig
dranbleiben." "Für mich ist nur der ein richtiger Baustellenchef,
der den ganzen Tag draussen mit den Leuten mitarbeitet", sagte
kürzlich ein Baumeister!?
Bei einer abgeböschten
Liftunterfahrt wurde die vorfabrizierte Schalung für den
Negativbeton abgesenkt und mit PC 150 kg/m³ gefüllt. Beim Erstellen
der Hauskanalisation musste der Negativbeton auf 2,8 m Länge, 60 cm
breit und 60 cm tief wieder mit dem Kompressor abgespitzt werden,
weil unmittelbar neben dem Liftschacht die Leitung vorbeiführte.
Vielleicht wäre es besser gewesen, der Baustellenchef hätte den
Kanalisationsplan schon vor dem Aushub etwas gründlicher studiert
und eine Stunde weniger mitgearbeitet, als nachher den Negativbeton
abbrechen und wieder neu erstellen zu lassen. Dadurch wären ihm eine
unnötige Autoritätseinbusse und der Unternehmung Unkosten von rund
Fr. 500.-- erspart geblieben. |
Grundriss Schnitt
Grundriss und Schnitt der Liftunterfahrt mit der
Kanalisationsleitung, die beim Erstellen des Negativbetons vergessen
wurde. |
Eine weitere Möglichkeit, durch
Planstudium und Vorausdenken die Arbeit zu erleichtern und Geld
einzusparen findet sich im Bereich der Stirnschalung starker
Kellerdecken. Oft geschieht es, dass zur Befestigung der
Stirnschalung Löcher in die Wände gebohrt und Injektionsanker darin
versetzt werden. Wäre es nicht viel klüger, der Baustellenchef würde
besser vorausdenken und schon beim Schalen der Wände das Versetzen
von Verankerungshülsen in optimalen Abständen anordnen? Anstatt Fr.
30.--/Stück würde diese Befestigungsart nur Fr. 3.--/Stück kosten.
Diese beiden Beispiele widerlegen
also die weit verbreitete Meinung, dass nur Mauern und "Schaufeln
und Pickeln" gearbeitet sei.
Der grosse
Erfolg bei der ersten Herausgabe dieses Fachbuches hat gezeigt, dass
alle Baufachleute Buch und Checklisten ausgezeichnet finden und eine
gründliche AVOR für dringend notwendig halten. Trotzdem zeigt sich
in Fachgesprächen, das der eine oder andere immer noch das Gefühl
hat, die nötige Zeit für die systematische AVOR nicht erübrigen zu
können.
Dazu ist
folgendes zu sagen: Die Zeit wird erzwungenermassen sowieso
aufgewendet, da sich die meisten Kriterien im Bauablauf irgendwann
ohnehin stellen. Die Frage ist nur, will man AVOR mit System zum
voraus machen und die Arbeit im Griff haben oder möchte man noch
zuerst seine Energie durch Leerläufe verpuffen.
Bei einem
grösseren Bauvorhaben war der Boden dermassen schlecht, dass für die
Fundation verrohrte Ortbetonpfähle erstellt werden mussten. Nachdem
das Pfählungsunternehmen die Arbeiten beendet und alle Geräte
abtransportiert hatte, begann der Hochbauunternehmer mit seinen
Installationsarbeiten. Bald stellte sich heraus, dass der Kran auch
auf Pfähle zu fundieren war. Die zusätzliche Installation für die 4
Bohrpfähle kostete allein Fr. 8´000.--; unnötige Kosten, weil
niemand vorausgedacht hatte!
Solche und
ähnliche Fälle liessen sich am laufenden Band über den ganzen
Bauablauf aufzählen und bestimmt kennt jeder Leser aus seiner
eigenen Berufspraxis ähnliche Begebenheiten. Sie bilden immer wieder
jene unangenehmen Zwischenfälle, die ein vielfaches an Zeit, Geld
und Nerven kosten. Nerven, die geschont, Zeit, die sinnvoller
genutzt und Geld, das gespart werden könnte, wenn man zum vornherein
die Grundsätze der AVOR berücksichtigte.
Neben den
beträchtlichen Einsparungen an Kosten weist die systematische AVOR
aber noch eine ganze Reihe weiterer, positiver Auswirkungen auf,
welche erst später ausführlich erläutert werden. Ganz sicher ist mit
der AVOR eine deutliche Qualitätssteigerung zu erreichen. Damit
kommen wir zu einem Themenkreis, der heute schon aktuell ist, aber
besonders in nächster Zukunft eine immer grössere Bedeutung erlangen
wird und bei dem die AVOR eine führende Rolle spielt, nämlich zur
Qualitätssicherung in der Bauunternehmung.
Fortsetzung:
www.avor.ch
und
im Buch
AVOR
– Grundwissen für Baukader
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