TIEFBAU
Grundwissen für das Baukader und Führungskräfte
(500 Seiten, über 400 erläuternde
Abbildungen, Zeichnungen, Tabellen usw.)
Ausgabe 2008
"Tiefbau" vermittelt auf eine einfache,
bildhafte Weise das nötige praktische Wissen für die Ausführung von
allgemeinen Tiefbauarbeiten wie Abbruch-, Wasserhaltungs-, Aushub-,
Kanalbauarbeiten, aber auch über Baustelleneinrichtung,
Erdbaumaschinen, Baugrunduntersuchungen, Baugrubenabschlüsse,
Aussteifungen, Anker, Pfähle, Bodenverbesserungen, Materialeinbau,
Transporte, Wasserbau, Auffüllungen und Abwasserreinigung.
Dabei wird nebst vielen ausführungsbezogenen
Tipps und Hinweisen auch das notwendige, theoretische Wissen auf
leicht verständliche Art mit einbezogen. |
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Auszüge aus dem Buch Tiefbau – Grundwissen
für Baukader
1.1. Planung
1.2. Der Aushubplan
1. ALLGEMEINES
Tiefbau kann in die folgenden Hauptkapitel
gegliedert werden, wobei
weitgehend die Systematik des Normpositionenkataloges, Bau 2000, zu
Grunde liegt.
1. Allgemeines
2.
Verschiedene Tiefbauarbeiten
3.
Wasserhaltung, Grundwasserabsenkung
4.
Baugrubensicherung
5.
Spezialfundationen, Grundwasserabdichtung,
Baugrundverbesserung und Bodenstabilisierung
6.
Erdarbeiten, Baugrubenaushub
7.
Gewässerkorrektionen
8.
Grabenbau
9.
Grabenauffüllungen
10.
Abwasserreinigung |
Nur kurz oder
überhaupt nicht behandelt werden die speziellen Gebiete der
Baustelleneinrichtung und Vermessung, des Brücken- und
Lehrgerüstbaues, Tunnelbaues und Strassenbaues.
Kein
Hochbau ohne Tiefbau
Viele
angehende Baukaderleute genossen ihre Ausbildung zum grössten Teil
im Hochbau. Deshalb haben sie eine gewisse Distanz zu den
verschiedenen Tiefbauarbeiten und können sich vieles nicht recht
vorstellen. In der heutigen Zeit ist es aber wichtig, dass ein
Baukadermann über ein vielseitiges Fachwissen verfügt, weil er nie
weiss, welche Arbeiten an ihn herangetragen werden. Aus diesem
Grunde sind 2 Tatsachen von massgebender Bedeutung:
Kein Hochbau ohne Tiefbau
und
Das Tiefbau-Bauvolumen ist grösser
als das
Hochbau-Bauvolumen
Daraus ist
ersichtlich, dass es für den Tiefbau ebenso viele Baukaderleute
braucht, wie für den Hochbau und die Chance relativ gross ist, dass
ein "Hochbauer" auch einmal im Tiefbau tätig sein wird.
Das Ziel
dieses Buches lässt sich demnach wie folgt umschreiben:
Dem Baukader werden Kenntnisse über die wichtigsten Tiefbauarbeiten
vermittelt, damit sie an Aufgaben und Problemstellungen in der
Praxis angewendet werden können.
Diese
Grundlagen sollen somit dem angehenden, aber auch schon tätigen
Baukader helfen, Tiefbauarbeiten in Zusammenarbeit mit dem
Vorgesetzten und der Bauleitung fachgerecht und rationell zu leiten. |
Wichtige
Grundlagen für die Tiefbauarbeiten sind
1.1. Planung
Hochbauarbeiten werden in der Regel sorgfältig geplant und
berechnet. Auch Tiefbauarbeiten sind ebenso seriös von der
Bauleitung zu projektieren. Die SIA Norm 267 und 118/267,
Geotechnik, umschreiben deshalb ganz klar die Aufgaben der
Vertragspartner und über welche Daten schon die
Ausschreibungsunterlagen Auskunft geben sollen; nämlich über:
-
Geotechnische Verhältnisse, Bodenbeschaffenheit |
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Aus
diesem Grubenprofil sind die Ablagerungen der verschiedenen
Vorzeiten gut ersichtlich. Beim Profil der Kernbohrungen stellt der
Geologe oder Ingenieur die Bodenarten schematisch dar und beschreibt
sie ähnlich wie in der obigen Abbildung.
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-
Hydrologie des Bodens (Quellen, Grundwasserspiegel etc.)
-
Gewässerschutzbestimmungen, Lärmvorschriften |
- Ober und
unterirdische Kabel und Leitungen aller Art, sowie unterirdische
Bauwerke, Kanäle, Tanks etc.
- Zufahrten, Verkehrsregelung
- Deponie für den
Aushub (sowohl auf der Baustelle, als auch für überschüssiges
Material) |
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Die
Abbildung zeigt einen Aushub im Fels, welcher mit hydraulischem
Abbauhammer abgebaut wurde. Daneben befinden sich die Deponien für
den Humus und das Aushubmaterial. Der Felsausbruch liegt zum grossen
Teil auf dem Humus, was später zu beträchtlichen Mehrkosten beim
Anlegen der Kulturerde führt, weil alle Steine von Hand
herausgelesen werden müssen. |
Früher
beachteten vor allem viele Architekten die Baugrundverhältnisse bei
Hochbauten viel zu wenig. Die Folge davon waren meistens
Schwierigkeiten mit dem Grundwasser oder Mehraufwendungen für die
Baugruben. Nebst unliebsamen Terminverzögerungen gab es nicht selten
Streitigkeiten über Mehrkosten.
Bei einem
Einfamilienhaus am Hang wurde der Baugrubenaushub erstellt. Im
Werkvertrag waren 200 m3 leicht abbaubarer Fels à Fr. 35.-- und 50
m3 schwer abbaubarer Fels à Fr. 85.-- /m3 vorgesehen. Beim
tatsächlich abzutragenden Fels war das Verhältnis gerade umgekehrt,
woraus beträchtliche Mehrkosten von über Fr. 10'000.-- entstanden.
Obwohl ein rechtsgültiges, von der Bauleitung unterzeichnetes
Ausmass vorlag, akzeptierte der Bauherr die Schlussabrechnung nicht.
Um einen langwierigen Prozess zu vermeiden, musste der Unternehmer
einige tausend Franken am Preis nachlassen.
Welche 2
Hauptfehler wurden bei diesem Beispiel begangen?
1. Die
Bauleitung hatte die Baugrundverhältnisse zu wenig abgeklärt und
2. der
Bauunternehmer hatte es versäumt, die anfallenden Mehrkosten dem
Bauherrn schriftlich anzuzeigen (Anzeigepflicht gem. SIA 118, Art.
25).
Die
Bauleitung ist also verpflichtet, die auf den vorigen Seiten
erwähnten Angaben gemäss SIA Norm 118/267, Art. 1.3.2.2 und 15.1.3.3 schon vor
der Arbeitsausschreibung abzuklären und dem Unternehmer bekannt zu
geben.
Der Aushubunternehmer ist als
Spezialist seinerseits gehalten, abnormale Baugrundverhältnisse oder
Anweisungen der Bauleitung sofort anzuzeigen oder abzumahnen. Bei
schwierigeren Böden und Baugruben ist unbedingt ein Bauingenieur
oder Baugrundberater beizuziehen. |
1.2. Der Aushubplan
Dieser Plan bildet für
Erdarbeiten und besonders für Baugruben zweifellos die wichtigste
Unterlage. Es ist selbstverständlich die Aufgabe der Bauleitung,
einen Aushubplan zu erstellen. Leider kommt es immer wieder vor,
dass "auf dem Lande" bei Einfamilienhausbauten mit nachlässigen
Bauleitungen für die Baugrube kein Aushubplan angefertigt wird. In
einem solchen Falle muss der Aushubplan verlangt oder vom Baukader
selbst erstellt werden. Auch für die Baustelleneinrichtung ist es
unumgänglich, die Baugrubenböschungen anzuzeichnen.
Was gehört auf den Aushubplan?
Aus dem
vorigen, abgebildeten Beispiel lassen sich die folgenden,
wichtigen Bestandteile des Aushubplanes herauslesen:
Plankopf
Dazu gehören
die wichtigsten Daten wie Planart, Objekt, Massstab, Datum, Zeichner
etc.
Werkleitungen
Umrisse
des Untergeschosses mit Hauptvermassung
Aushubkoten (gross und
deutlich) und Höhenfixpunkte
Arbeitsraum
Gemäss SIA
Norm 267 und SUVA Bauarbeitenverordnung muss der Arbeitsraum zwischen
der Schalung und dem Böschungsfuss oder dem Baugrubenabschluss
mindestens 60 cm betragen. Dies deshalb, damit ungehindert und ohne
Unfallgefahr gearbeitet werden kann. In der Regel wird der
Arbeitsraum ca. 70 - 80 cm breit gewählt. |
Böschungen
Schnitte
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Zum besseren
Verständnis soll ein Längs- und/oder Querschnitt in den Grundriss
eingetragen werden. Dazu gehören die Bezeichnungen der
Böschungsneigungen; also die Böschungsverhältnisse.
Allfällige Abstützungen oder Verankerungen sind ebenfalls
einzuzeichnen.
Vermassung
Die
Hauptvermassung ist so anzuordnen, dass das Baukader die
Böschungsoberkanten auf dem Bauplatz problemlos einmessen und
anzeichnen kann. Es empfiehlt sich die Vermassung ab
Bauhauptfluchten oder Grenzen.
Vertiefungen
Vertiefungen
für Fundamentverstärkungen, Frostriegel, Liftschächte usw. gehören
auch in den Aushubplan; ebenso der Aushub des Vorplatzes, sofern der
Wandkieskoffer zu Beginn der Bauarbeiten eingebracht wird (für alle
Beteiligten vorteilhaft wegen dem sauberen Platz)
Wasserhaltung
Allfällige
Pumpensümpfe, Absetzbecken, Sickerleitungen,
Ableitungsgräben, Wellpointanlagen oder Filterbrunnen sind
ebenfalls aufgrund des Aushubplanes anzuordnen. |
Deponien
Über die Lage
und Grösse der Humus- und Aushubdeponien machen sich in der Praxis
die Ausführenden oft viel zu wenig Gedanken. Diese Deponien sind in
Übereinstimmung mit dem Installationsplan festzulegen und mit
Bezeichnung und Kubatur einzutragen. Die Auflockerung beträgt für
Deponien (nicht allgemein für Aushub) ca. 15 % der Festkubatur.
Allfällige Planien, Aushübe oder Schüttungen für die Installation
sollen möglichst auch schon eingezeichnet werden.
Böschungssicherungen
Sie sind
möglichst frühzeitig in den Plan zu schreiben. Weshalb? Weil
der Ausführende daraus sofort schliessen kann, dass die
Beschaffenheit des Baugrundes im Projektierungsstadium abgeklärt
wurde und nicht unliebsame Überraschungen eintreten sollten.
1.4. Arbeitsvorbereitung für einen Baugrubenaushub
Wie bei allen
Arbeiten ist auch im Erdbau die gute Arbeitsvorbereitung und damit
das "sich vorstellen" der einzelnen Arbeitsabläufe von grosser
Bedeutung. Es empfiehlt sich folgendes Vorgehen:
im Buch
Tiefbau – Grundwissen für Baukader
Die wichtigsten Punkte zur
Erinnerung:
Es gibt keinen
Hochbau ohne vorherige Tiefbauarbeiten und das Bauvolumen des
Tiefbaues ist grösser, als dasjenige des Hochbaues; also braucht es
auch in beiden Sparten entsprechende Baukaderleute.
Wichtige
Grundlagen für die Tiefbauarbeiten sind die SIA Normen 118 und 267,
118/267, die VSS Normen, der NPK 2000, SUVA Vorschriften und der
Werkvertrag.
Der Planer
muss vor der Ausschreibung die Bodenbeschaffenheit, Hydrologie,
Werkleitungen, Zufahrten, Deponien und den Terrainverlauf abklären.
Der Aushubplan
soll Plankopf, Aushubkoten, Arbeitsraum, Böschungen, Schnitte,
Vermassungen, Vertiefungen, Deponien, Wasserhaltung,
Böschungssicherungen, sowie Planien für die Installation enthalten.
Beim
Aufzeichnen des Aushubplanes ist in Fassaden und Schnitten
allenfalls der Humus abzuziehen und der Arbeitsraum mit Böschungen
einzutragen, im Grundriss durch alle Hausecken unter 45 ° ein
Hilfsstrahl zu ziehen, der Arbeitsraum zu markieren und
anschliessend die Abstiche zwischen Hauswand und Böschungskante aus
den Fassaden in den Grundriss zu übertragen.
Die
Arbeitsvorbereitungen für einen Baugrubenaushub gliedern sich in:
Unterlagen beschaffen, Baustelle besichtigen, Aushubplan
kontrollieren, Kubaturen berechnen, Deponien bestimmen,
Arbeitsabläufe und Maschinenwahl überlegen und Bauprogramm
ausfüllen. |
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