Lehrlingsausbildung Auszug aus dem Buch Baustellenführung 6.1. Einführung
Werden
Lernende (Lehrlinge) als billige Arbeitskräfte ausgenützt? Soll
der eigene Betrieb Lernende ausbilden, ist die Ausbildung von
Lernenden überhaupt erwünscht? Solche und ähnliche Fragen
stellen sich alle Beteiligten immer wieder. Falls jemand der
Meinung ist, mit der Arbeitsleistung eines Lernenden liessen
sich grosse Profite erzielen, stellt sich hier die Frage, wie
viele Tage ein Lernender im Laufe seiner Beruflichen
Grundbildung überhaupt auf der Baustelle anwesend ist.
Wenn man
alle Absenzen wie: Ferien, Feiertage, Krankheit, Unfall,
Unumgängliche Absenzen, Berufsfachschule, überbetriebliche Kurse
usw. berücksichtigt, steht der Lernende dem Ausbildenden nur die
Hälfte seiner Lehrzeit auf der Baustelle zur Verfügung. Besucht
er noch die Berufsmaturitätsschule oder Freikurse, reduziert
sich seine Anwesenheit im Durchschnitt auf circa 2 Tage pro
Woche. Diese relativ kurze, produktive Arbeitszeit, der hohe
Lohn und die anfallenden Ausbildungskosten (Betreuung durch
Polier, Bauführer und Geschäftsführer) sowie Werkzeug, Kursgeld
und Spesen bringen es mit sich, dass die Ausbildung eines
Lernenden für den Ausbildenden mit relativ grossen Kosten
verbunden ist.
Daraus ist
klar ersichtlich, dass Lernende nicht aus Profitdenken
ausgebildet werden, sondern um den Berufsstand zu erhalten. Dass
dies eine dringende Notwendigkeit ist, zeigt der grosse Mangel
an qualifizierten Maurern. Die Anforderungen an das Handwerk
werden durch Vorschriften, neue Materialien, Anpassung der
schweizerischen an die europäischen Normen und vor allem durch
die Einführung der Qualitätssicherung immer höher. Die
Rekrutierung und Erhaltung des Berufsnachwuchses ist für das
Baugewerbe von existentieller Wichtigkeit. Aber auch soziale und
volkswirtschaftliche Gründe spielen bei der Ausbildung von
Lernenden eine bedeutende Rolle.
Daraus ist klar ersichtlich, dass Lehrlinge nicht aus Profitdenken ausgebildet werden, sondern um den Berufsstand zu erhalten. Dass dies eine dringende Notwendigkeit ist, zeigt der grosse Mangel an qualifizierten Maurern. Die Anforderungen an das Handwerk werden durch Vorschriften, neue Materialien, Anpassung der schweizerischen an die europäischen Normen und vor allem durch die Einführung der Qualitätssicherung immer höher. Die Rekrutierungund Erhaltung des Berufsnachwuchses ist für das Baugewerbe von existentieller Wichtigkeit. Aber auch soziale und volkswirtschaftliche Gründe spielen bei der Lehrlingsausbildung eine bedeutende Rolle. aus der Maurer im Hoch- und Tiefbau vom SBV, Parifonds Der Schweizerische Baumeisterverband und zahlreiche Lehrbetriebe stellen sich der Aufgabe der Nachwuchsförderung mit grossem Engagement. Internationale Erfolge an Weltmeisterschaften für Berufswettbewerbe und das hohe Ausbildungsniveau unserer Maurer mit Fähigkeitsausweis bestätigen, dass sich das System der Meisterlehre hervorragend bewährt hat. Diese Meisterlehre weist gegenüber der Ausbildung in Lehrwerkstätten folgende Vorteile auf: - Praktische, aktuelle Ausbildung - Breite berufliche Grundausbildung - Entwicklung der Selbständigkeit - Lehrstelle am Ort - Volkswirtschaftlich kostengünstiges Ausbildungssystem Erwartungen des Lehrmeisters Da die Ausbildung des Lehrlings hohe Kosten verursacht und von den Vorgesetzten viel Zeit und Einsatz erfordert, wünscht sich der Lehrmeister einen fleissigen, anständigen und tüchtigen Lehrling, welcher einen guten Handwerker abgibt. Maurerlehrlinge arbeiten früh selbständig und produktiv. aus der Maurer im Hoch- und Tiefbau vom SBV, Parifonds
Was kann einen Schüler dazu bewegen, Maurer zu lernen? Wenn man ein Ziel erreichen will, muss man aktiv werden! Wenn Jugendliche für den Maurerberuf gewonnen werden sollen, müssen die Leute vom Bau dieses schöne und befriedigende Handwerk in der Öffentlichkeit attraktiv machen. Das Mitwirken eines jeden einzelnen ist gefragt; vom Lehrling, welcher seine Kollegen für den Bauberuf begeistert über den Berufsmann, bis zum Baukader und Geschäftsführer, welche bei jeder Gelegenheit für den Maurerberuf werben. Eine Umfrage hat gezeigt, was Schüler und Lehrlinge von ihrem zukünftigen Beruf erwarten, nämlich:
Schüler: |
Lehrlinge: |
1. Gute Verdienstmöglichkeiten |
1. Abwechslung in der Arbeit |
2. Freude am Beruf |
2. Kameradschaft unter Kollegen |
3. Kontakt mit anderen |
3. Aufstiegsmöglichkeiten |
4. Geregelte Arbeitszeit |
4. Guter Vorgesetzter |
5. Interessante Arbeit |
5. Arbeitsplatzsicherheit |
6. Aufstiegsmöglichkeiten |
6. Lohn |
7. Bildungsmöglichkeiten |
7. Unabhängigkeit |
8. Abwechslung |
8. Gebrauch kreativer Fähigkeiten |
9. Gesunderhaltung |
9. Verantwortung |
10. Zukunftschancen |
10. Anerkennung und Ansehen |
11. Zufriedenheit |
11. Äussere Arbeitsbedingungen |
12. Bewegung | | Der Maurerberuf kann, wie kaum ein zweiter, praktisch alle aufgezählten Erwartungen erfüllen. Vorzüge des Maurerberufes, welche überzeugen: Arbeiten im Freien (Naturverbundenheit) Körperliche Arbeit erhält fit Befriedigung bei der Arbeit, man sieht abends, was man Bleibendes geleistet hat Anspruchsvolle, handwerkliche Arbeit Abwechslungsreiche, vielfältige Tätigkeit Sicherer Arbeitsplatz, da der Beruf Tradition hat; so lange es Menschen gibt, wird gebaut Baustellen sind stark mechanisiert Selbständiges Arbeiten ist schon bald möglich Teamarbeit, Kameradschaft Gute Entlöhnung Gute Ausbildung in Betrieb, Schule und Maurerlehrhallen Gute Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten Die Arbeit auf dem Bau hat so viele Vorteile, wie selten eine andere Tätigkeit. Der Schüler kennt diese Vorzüge allerdings noch nicht und muss deshalb gründlich informiert werden. Es ist wichtig, dass Jugendliche und Eltern schon früh positive Eindrücke vom Bauberuf bekommen. Dies beginnt beim Erscheinungsbild jeder Firma, jeder Baustelle, jedes Firmenfahrzeuges und vor allem, jedes Mitarbeiters. Die Öffentlichkeitsarbeit der Bauunternehmungen und ihrer Verbände ist zum Scheitern verurteilt, wenn Betriebe nach aussen einen schlechten Eindruck hinterlassen. Einige Möglichkeiten, Schüler zu informieren und ihr Interesse am Maurerberuf zu wecken: vermitteln von Ferienarbeit Wecken der Freude an Bauarbeiten durch Gespräche mit Bezugspersonen wie Eltern, Freunde, Bekannte Die Abgabe von Werbebroschüren (der Maurer im Hoch- und Tiefbau oder der Strassenbauer etc.), Fachzeitschriften Werbeveranstaltungen, z.B. anlässlich von Gewerbeausstellungen, Zeigen von Filmen, Einsetzen von anderen Werbemitteln Referate in Schulen Baustellen- und Betriebsbesichtigungen mit interessierten Klassen und einem kleinen Imbiss zur Abrundung Vorstellen des Maurerberufes und Informieren über die Vielfalt der verschiedenen Arbeiten, wie Mauerwerk, Schalungen, Armierungen, Betonbau, Kamin-, Graben-, Kanalisations- und Gerüstbau, Versetz- und Verputzarbeiten, Vermessung, Arbeiten mit Baumaschinen Aufklärung über Berufsanforderungen, wie zum Beispiel gute körperliche Konstitution, Wetterunempfindlichkeit, Freude an Holz, Stein und Eisen, Qualitätsbewusstsein Anhalten aller Mitarbeiter, mit Jugendlichen Gespräche zu führen und den Beruf weiter zu empfehlen Besuchen von Lehrhallen mit Interessierten (Schülern, Eltern, Lehrern, Berufsberatern) Aufzeigen der Verdienstmöglichkeiten Orientierung über Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten mit den entsprechenden Anforderungen Berufsberater, Abschlussklassen- und Oberstufenlehrer, einzeln oder in Gruppen informieren Sponsorentätigkeit (den Junioren von Sportclubs Firmen-Personalbus für auswärtige Wettkämpfe zur Verfügung stellen, "Bauag-Cup" durchführen, "Bauag-Turnier" organisieren, Trainingsanzüge sponsern usw.) Oft genügt ein Betrag von Fr. 1'000.-- bis Fr. 2'000.-- damit der Name einer Bauunternehmung nachhaltig in positiver Erinnerung bleibt. Durchführen von Schnupperlehren* Wenn Schüler in dieser Art über den Maurerberuf informiert werden und sich dann für diesen entscheiden, kann man sicher sein, dass ihre Freude am Beruf auch anhält. Erwartungen des Lehrlings Weil die Berufswahl einer der entscheidendsten Schritte im Leben eines jungen Menschen ist, erwartet er von seinen Eltern, Lehrern und seinem zukünftigen Lehrmeister, dass sie ihm helfen, die richtige Wahl zu treffen und sich gut zu informieren. Für die Berufsausbildung wünscht er sich verständnisvolle, vorbildliche Fachleute, bei denen er das Handwerk bestmöglichst erlernen kann. Zusammenfassung: Weil der Lehrling praktisch nur die halbe Lehrzeit direkt auf der Baustelle zur Verfügung steht und seine Ausbildung mit bedeutenden Aufwendungen an Zeit und Geld verbunden ist, kann er nicht als billige Arbeitskraft gelten. Lehrlinge werden zur Erhaltung des Berufsstandes, zur Heranbildung von qualifizierten Fachleuten und aus sozialen und volkswirtschaftlichen Gründen ausgebildet. Die Meisterlehre bietet eine praktische, aktuelle und breite berufliche Grundausbildung. Sie entwickelt die Selbständigkeit des jungen Menschen, ermöglicht die Lehrstelle am Ort und bietet ein volkswirtschaftlich kostengünstiges Ausbildungssystem. Anspruchsvolle, abwechslungsreiche, befriedigende, selbständige und körperliche Arbeit im Freien, Kameradschaft, gute Entlöhnung, Aufstiegsmöglichkeiten und der sichere Arbeitsplatz können einen Jugendlichen dazu bewegen, den Maurerberuf zu erlernen. Der Maurerberuf kann, wie kaum ein zweiter, die Erwartungen der meisten Jugendlichen in hohem Masse erfüllen. Der Schüler kann sich durch Ferienarbeit, Bezugspersonen, Werbebroschüren, Gespräche, Baustellenbesichtigungen, Lehrhallenbesuche, Berufsberater oder Schnupperlehren über den zukünftigen Beruf informieren. Er muss sich vor der Berufswahl auch über die Anforderungen im Maurerberuf, die verschiedenen, anfallenden Arbeiten und die Verdienstmöglichkeiten orientieren. Der Lehrmeister wünscht sich einen fleissigen, anständigen, handwerklich begabten und tüchtigen Lehrling. Der Lehrling erwartet für seine Berufsausbildung verständnisvolle, vorbildliche Fachleute, bei denen er den Beruf bestmöglichst erlernen kann.
Weitere Ausführungen zur Lehrlingsausbildung
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