Qualitätsmanagement QM Das Qualitätsmanagement ist ein Organisationsmittel, ein Führungsinstrument, welches dazu dient, die technischen, organisatorischen und menschlichen Faktoren, welche die Qualität beeinflussen, optimal einzusetzen. Das QM soll zur Leistungssteigerung in der Bauunternehmung beitragen. Es ist das Anliegen jedes guten Unternehmens, zu einem konkurrenzfähigen Preis Bauleistungen anzubieten, welche die Erwartungen des Kunden und die Regeln der Baukunde erfüllen und zudem noch einen angemessenen Gewinn ermöglichen.
QM als Lebensphilosophie (aus Schweizer Bauwirtschaft 24, 15.6.2001, Autor Rolf Heim) In vielen Bauunternehmungen wurden die Rationalisierungsmöglichkeiten schon weitgehend ausgeschöpft. Dadurch hat sich die Produktivität in der Bauwirtschaft in den letzten 20 Jahren verdoppelt, obwohl sich auf den Baustellen rein äusserlich nicht viel grundlegendes verändert hat. Trotz dieser erhöhten Produktivität ist die Ertragslage heute äusserst unbefriedigend, was neben dem finanziellen auch ein menschliches und personelles Problem darstellt: Die Mitarbeiter sind verunsichert und oft frustriert, wenn trotz ihrem vollen Einsatz kein Gewinn aus einem Bauauftrag resultiert. Was es nun braucht sind neue Lebensinhalte und neue Führungsstrukturen zur Optimierung des Geschäftsganges.
100 %ige Produktivitätssteigerung in 20 Jahren Der Kranführer betätigt vom Boden aus die Fernbedienung und füllt zwischen zwei Kranzügen den Krankübel am Betonumschlaggerät. Der Maurer, welcher das Brückenwiderlager vibriert, entleert auch noch den Betonkübel. Der Gruppenführer erhält vom Baustellenchef für die Wandetappe einen Plan, in dem alle Schalungselemente, Bindstellen, Abstützungen und das Betoniergerüst ausführungsreif eingezeichnet sind. Zugleich werden ihm die Leistungswerte für das Ein- und Ausschalen mitgeteilt. Diese und ähnliche Beispiele sind heute nicht mehr Ausnahmen, sondern die Regel. Unter solchen Bedingungen ist es klar, dass heute auf den Baustellen mit dem halben Mannschaftsbestand mehr produziert wird als vor 20 Jahren mit der doppelten Anzahl von Mitarbeitern. Frustration und Krise bei Mitarbeitern. Frustrierend für alle Beteiligten - Mitarbeiter und Vorgesetzte - ist der Umstand, dass trotz dieser enormen Leistungssteigerung oft nicht einmal mehr ein Gewinn aus den einzelnen Bauaufträgen resultiert. Der Baustellenchef sieht sich mit einem andauernden und sogar noch zunehmenden Druck konfrontiert. Seine Mitarbeiter muss er laufend zu noch besseren Leistungen antreiben, die Verhandlungen mit den Bauleitungen über die Verrechnung zusätzlicher Aufwendungen werden härter und die permanente Forderung der Geschäftsleitung nach Umsetzung der kalkulierten Leistungswerte sitzt ihm wie ein Würgegriff im Nacken. Oft fehlt von Seiten des Chefs jede Anerkennung, was die ganze Situation noch erschwert.
Neue Anreize und Motivation für alle Gut gemeinte Ratschläge von Wirtschaftsfachleuten für mehr Innovation, Spezifizierung oder Finden von Marktlücken usw. nützen wenig, weil die Nachfrage zu gering ist. Gesucht sind also dynamische Impulse und frischer Wind in der angestammten Tätigkeit; eine neue, überzeugte Haltung und Einstellung gegenüber Firma, Arbeit, Kunden und Mitarbeitern, kurz: eine Lebensphilosophie. Diese Philosophie muss nicht erst entwickelt werden. In vielen erfolgreichen Betrieben wird sie bereits angewendet: das Qualitätsmanagement (QM). Das Wichtigste am QM ist dessen Gedankengut und, dass sich alle Mitarbeiter des Betriebes, vom obersten Chef bis zum Bauarbeiter, damit identifizieren. Fehlt diese Identifizierung oder wird sie nicht nachhaltig angestrebt, hat das Qualitätsmanagement keinen Sinn.
Neue Lebensphilosophie: Jeder Mitarbeiter als Mitträger Der Mensch im Mittelpunkt Nicht das Firmensignet macht die Firma aus, sondern die Menschen im Betrieb. Die Mitarbeiter einer Unternehmung sind deren grösstes Kapital; darauf muss die Personalpolitik konsequent ausgerichtet sein. In Bezug auf Ihre Qualitätspolitik muss die Geschäftsleitung klare, einfache und verständliche Vorgaben machen. Die gemeinsamen Ziele müssen allen bekannt sein, denn dies ist die Voraussetzung, dass die Mannschaft zusammenwächst und zum echten Team wird. Jeder Mitarbeiter muss sich im sozialen und menschlichen Umfeld des Betriebes wohl fühlen, um sein Bestes geben zu können. Wenn Mitarbeiter sich mit ihrer Firma identifizieren, arbeiten sie so, als ob es tatsächlich ihre eigene Unternehmung wäre und damit ist die Voraussetzung für die Erreichung der weiteren Hauptziele des Qualitätsmanagementes geschaffen, nämlich: Der Mensch steht also im Mittelpunkt, als Mitarbeiter, aber auch als Kunde. Somit beinhaltet das Qualitätsmanagement eine Lebensphilosophie, die in ihrem Gehalt und ihrer Tiefe nicht unterschätzt werden darf. Nachdem die Religion in weiten Kreisen an Bedeutung verloren hat, brauchen die Menschen eine neue Ausrichtung. Die Frage stellt sich nur: Wer gibt sie ihnen? Weshalb soll nicht auch die arbeitgebende Firma einen Teil dieser Aufgabe übernehmen - neben einem Club oder Verein? Neue Führungsstruktur: Der Baustellenchef als Leistungsträger Ist der Bauunternehmer nicht persönlich auf der Baustelle, bezeichnet er einen Baustellenchef, der ihn dort vertritt. Baustellenchef kann sein: ein Bauführer, Polier, Vorarbeiter oder bei kleineren Arbeiten ein Facharbeiter., heisst es in der SIA Norm 118. 75 % eines Bauauftrages werden unter der direkten Leitung des Baustellenchefs ausgeführt. Durch zunehmende Produktivitätssteigerung, Preisdruck, Qualitätsanforderungen, enge Bautermine, komplexere Anforderungen aus Vorschriften und Umfeld ist es offensichtlich, dass die Aufgaben des Baustellenchefs gegenüber früher um vieles anspruchsvoller geworden sind. Jeder weiss aus Erfahrung, dass bei einer Baustelle mit einem schlechten Baustellenchef auch der beste Bauführer nicht viel bewirken kann. Umgekehrt wird die Baustelle mit einem guten Baustellenchef und einem schwachen Bauführer immer noch gut funktionieren. Der Baustellenchef ist somit erwiesenermassen der wichtigste Mann für die Arbeitsausführung und er beeinflusst das Ergebnis des Auftrages wie kein zweiter. Deshalb gehört, als "Vertreter des Unternehmers", der beste, qualifizierteste Mann auf den Platz. Der Baustellenchef sollte seine Baustelle, ähnlich einem Profitcenter, selbständig und kompetent führen können. Dazu gehören alle Arbeitsvorbereitungen, organisatorischen Abläufe, Material- und Inventarbestellungen, Verhandlungen mit Bauleitung und Nebenunternehmer, Ausmasse und Abrechnungen. Selbstverständlich verlangt dieses Anforderungsprofil eine hohe praktische, theoretische und soziale Kompetenz und die Bereitschaft zur allenfalls notwendigen Mitarbeit auf der Baustelle. Ist hier ein utopischer Supermann beschrieben, den es in der Praxis nicht gibt? Nein, es sind dies Baupoliere, die sich nach 10 bis 15jähriger Berufspraxis die nötigen Fähigkeiten in einem Zusatzstudium angeeignet haben (z.B. Bauführerschule St. Gallen) oder erfahrene Bauführer, die bereit sind, eine solche Funktion als autonomer Baustellenchef zu übernehmen. Die grossen Vorteile einer solchen Unternehmensstruktur sind die kurzen Entscheidungswege und die flache Hierarchie. Zusammenfassung: Zwei Massnahmen, welche die Wettbewerbschancen in hohem Masse verbessern: Das Qualitätsmanagement als Lebensphilosophie hilft allen Mitarbeitern, sich mit Ihrer Firma zu identifizieren. Eine Baustelle ist ähnlich wie ein Profitcenter zu führen - durch einen in allen Belangen kompetenten Baustellenchef, der direkt dem Chef oder Chefbauführer unterstellt ist.
Auszug aus dem Buch Baustellenführung
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