3.1. Allgemeines Eine Bauunternehmung ist ein sehr komplizierter und komplexer Produktions- und Dienstleistungsbetrieb. Ihre Aufträge, wie Bauwerke, Umbauarbeiten, Baugruben, Fassadenrenovationen, Strassen und Plätze, Kanäle usw. setzen sich aus verschiedensten Arbeitsleistungen und Tausenden von Handreichungen zusammen. All diese Aufwendungen müssen möglichst vollständig erfasst und schriftlich festgehalten werden. Aber, auch der ganze Bauablauf mit allen Daten, Rapporten, Scheinen und besonderen Vorkommnissen, wird in gut geführten Firmen notiert. Dabei hilft das Rapportwesen, welches in der Bauunternehmung einen hohen Stellenwert einnimmt. Angehende Baukaderleute, welche mit der ganzen Materie noch nicht so vertraut sind, stellen sich ob der anfallenden Schreibarbeit oft die Frage: "Weshalb ist eigentlich das Rapportwesen in der Bauunternehmung so wichtig?" Dazu das folgende Beispiel aus der Praxis:
Infolge Überlastung konnte der Chef eines kleineren Baugeschäftes mehrere Schlussabrechnungen erst 3 - 4 Jahre nach Bauvollendung erstellen. Das Rapportwesen wies grosse Mängel auf, da seine Vorarbeiter und Poliere fremdsprachig waren und ihre Stärke vor allem in der speditiven Arbeitsausführung lag. Diese Umstände kosteten den Betriebsinhaber mehrere zehntausend Franken, weil viele Aufwendungen nicht mehr belegt werden konnten und diverse zusätzliche Arbeiten oder nicht mehr Sichtbares einfach vergessen wurden. Dieses krasse Beispiel gehört sicher zu den Ausnahmefällen, aber eines ist gewiss: Die Schlussabrechnung erfolgt meist erst Wochen oder Monate nach Beendigung der Bauarbeiten und die Gefahr ist gross, dass verschiedenes vergessen wird. Nicht verrechnete Bauleistungen bedeuten aber:
"verschenktes Geld"
Diese Ausführungen weisen auf einen wichtigen Aspekt des Rapportwesens hin, nämlich auf die Verrechnung der erbrachten Bauleistungen.
Dies ist aber nur ein Bereich; weiter dient das Rapportwesen: der Information der Geschäftsleitung über alle Ereignisse auf der Baustelle dem Erstellen der Lohnabrechnung dem Festhalten aller Aufwendungen und Tätigkeiten in der Unternehmung als Baujournal als Beleg bei zusätzlich ausgeführten Arbeiten als Grundlage für Nachtragsofferten und Nachtragsforderungen als Beweismittel bei Meinungsverschiedenheiten und gerichtlichen Auseinandersetzungen der Grundlagenbeschaffung für die kaufmännische Nachkalkulation, damit die effektiven Kosten einzelner Arbeitspositionen ermittelt werden können oder der Erfolg einer Baustelle im Vergleich zwischen dem gesamten Baustellenaufwand und dem Schlussabrechnungsbetrag in Erscheinung tritt. der Vermittlung von Angaben für die technische Nachkalkulation zur Bestimmung von Leistungswerten. Leistungswerte geben Auskunft über die aufgewendete Zeit einer Arbeit pro Einheit; z.B. Stunden (h)/m, Wandschalung, Mauerwerk h/m2 oder Beton h/m3 usw.. Leistungswerte finden in der Unternehmung für die Kalkulation von Offerten, das Aufstellen von Bauprogrammen und das Festlegen von Vorgabezeiten Anwendung. zur Lieferanten-Rechnungskontrolle der Verbrauchskontrolle von Betriebsstoffen (Benzin- und Dieselölkontrolle) Diese Aufstellung vermittelt nur einen begrenzten Einblick in die Vielfalt des Rapportwesens, zeigt aber trotzdem dessen Wichtigkeit. Viele Baukaderleute empfinden die Rapportierung als Schikane, die sie mit Schreibarbeit belastet. Die obigen Ausführungen zeigen jedoch, dass diese Aufwendungen nicht umsonst sind, sondern ebenso wichtig, wie die Masseinhaltung oder Qualitätsüberwachung auf der Baustelle. Das Wissen über die Wichtigkeit und den Stellenwert des Rapportwesens in der Bauunternehmung soll dem Baustellenchef Ansporn und Motivation sein, seine administrativen Arbeiten gewissenhaft zu erledigen. Bestandteile des Rapportwesens Damit das Rapportwesen seinen Zweck vollumfänglich erfüllt, braucht es eine Reihe von Formularen, Scheinen und Rapporten wie die folgende Aufstellung zeigt: |