Baugrubensicherung
Auszug aus dem Buch Tiefbau – Grundwissen für
Baukader
4.1.
Baugruben mit Böschungen
Praktische Tipps gegen drohende Einstürze
Baugrubensicherungen
Fast
überall, wo Bauwerke entstehen, müssen auch Baugruben ausgehoben
werden. Dank leistungsfähigen Maschinen, fortschrittlichen
Baumethoden und hohem technischem Wissen, schrecken heute Planer
auch vor tiefsten und kompliziertesten Bauvorhaben nicht mehr
zurück.
Für das
Baukader geht es vor allem darum, die unfallfreie Durchführung
der Arbeiten anzustreben und allfällige Schäden vorauszusehen.
Baugruben müssen für die entsprechende Bauzeit absolut sicher und
standfest erstellt werden. Wie die folgenden Bilder zeigen,
nützt es z.B. nichts, zu steile Böschungen zu erstellen, wenn
nachher Materialeinstürze erfolgen und die Aufräum- und
Instandstellungsarbeiten die Einsparungen beim Baggeraushub um ein
Vielfaches übersteigen. |
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Die zu steil
angeordneten Böschungen rutschten schon zu Beginn der Bauarbeiten
nach, so dass die Bauabschrankung quer durch die ganze Baustelle
abgestützt werden musste. Auch die Fundamentabschalungen kamen dabei
zu Schaden. Das Weglassen einer Baugrubensicherung kommt oft teuer
zu stehen, beeinträchtigt die Arbeitssicherheit und verzögert,
zusammen mit allen Zusatzarbeiten, das Bauprogramm. |
4.1. Baugruben mit
Böschungen
Abgeböschte Baugruben sind am kostengünstigsten. Voraussetzung ist,
dass genügend Platz zur Verfügung steht und der Grundwasserspiegel
tiefer liegt als die Aushubsohle. Da die Baugruben meistens mehrere
Wochen offen sind, empfiehlt es sich, die Böschungsneigung eher
etwas flacher zu wählen; meistens 1:1 (je tiefer der Aushub, desto
flacher die Böschung).
Schutz der Böschung
Je
länger die Bauzeit dauert, um so besser muss der Böschungsschutz
sein. Damit Niederschlagswasser die Böschungen nicht ausspült,
besteht die Möglichkeit, sie mit folgenden Massnahmen zu schützen:
Die
Böschung kann mit 0,2 mm starker Plastikfolie abgedeckt
werden, welche mit Dachlatten und alten Stützbügeln oder U-förmig
gebogenen Eisen befestigt wird. Dieser Böschungsschutz bildet
für kurze Bauzeiten eine günstige Lösung gegen Niederschlagswasser.
Ein Nachteil besteht darin, dass man nicht mehr sieht, ob sich unter
der Folie Risse bilden und wie sich das Material verhält. |
Links: Fachgerecht ausgebildete
Böschungssicherung; rechts: dazu die entsprechende Skizze.
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Die
Plastikfolie soll über die Böschungskante geführt und oben mit einem
wasserabweisenden Beton- oder Mörtelband versehen
werden. Oft ist die Anordnung eines kleinen Wassergrabens
vorteilhaft. |
Mörtelschichten,
3 - 6 cm stark, von Hand, mit Verputz- oder Gunitiermaschine
aufgetragen, haben sich bei standfesten Böden ebenfalls bewährt. Die
Einlage eines Drahtgeflechtes kann die Wirksamkeit dieses
Böschungsschutzes wesentlich verbessern.
Heutzutage kommen vermehrt auch Bodenvernagelungen zum
Einsatz. Sie sind eigentlich eine Weiterentwicklung der
Böschungssicherung mit Mörtelschicht.
Diese
bestehen aus netzarmierten Spritzbetonstreifen von ca. 1,5 m Höhe
und ca. 15 cm Stärke, welche mittels gebohrten und mörtelverpressten
Schlaff-Nägeln in einem Raster von ca. 1,5 x 1,5 m rückgehalten
werden. Die Nagelkopf-Schrauben werden dabei mittels
Drehmomentenschlüssel auf ca. 40 bis 50 kN angespannt. Die darunter
folgenden Spritzbetonstreifen sind im Unterfangungsverfahren mit
Überlappung der Netzbewehrung einzubringen, dies nach dem Rücknageln
und Anschrauben der darüberstehenden Streifen.
Die
grobe Richtlänge der Nägel kann bei vertikalen Wänden mit ca. zwei
Dritteln der Baugrubentiefe angenommen werden. Zur Sicherung gegen
das Durchstanzen wird im Nagelkopfbereich eine zusätzlich armierte
Spritzbetonverstärkung von 15 cm Dicke und 60 x 60 cm Grösse
gemacht.
Vorsicht
ist bei diesem Verfahren geboten bei : |
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länger als ein Jahr
dauernden Baugruben |
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in der Nähe unterhalb
benachbarter Fundamente und Keller |
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bei feinkörnigen Böden mit hohem
Wassergehalt (z.B. Entlastungs-Drainbohrungen anordnen) |
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Eine
häufig angewandte Böschungssicherung besteht aus Filterbeton
CEM 150, 1-30, 10-15 cm stark, welcher hinter eine
Bewehrungsmatte 100/100/6 eingebracht wird. Diese behält ihre
Lage durch ca. 60 cm lange, U-förmige Stahlnadeln, die im Erdreich
stecken. Die Matte wirkt beim Einbringen des Betons wie eine leichte
Konterschalung. Im Bild sind die Bestandteile der Böschungssicherung
zu sehen. |
Bestandteile dieser Böschungssicherung
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Bei
Baugruben über 5 m Tiefe sind Bermen anzulegen. Die
Böschung muss trotzdem noch geschützt werden. |
Liegt
der Grundwasserspiegel höher als die Baugrubensohle, so muss er vor
Beendigung der Aushubarbeiten mit geeigneten Mitteln abgesenkt
werden. Unterlässt man dies, schwemmt das aus der Böschung
fliessende Wasser feine Bodenteilchen mit und verursacht deren
Einsturz. |
Legt man die Böschung zu steil an,
entstehen in bindigen Böden Deformationen und Rutschungen. |
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Sich lösende
Steinchen |
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Sich bildende
Risse |
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Kraterförmige
Aufquellungen in der Aushubsohle (Gefahr des hydraulischen
Grundbruches) |
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Aus der Böschung fliessendes
Wasser |
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Deformationen |
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Am Böschungsfuss
austretendes Wasser führt zu Ausschwemmungen und damit zum Verlust
der Standsicherheit.
Ein Böschungseinsturz
ist vorprogrammiert. |
Deformationen von Böschungen lassen sich auf einfache Art
feststellen: Rundeisen, in regelmässigen Abständen und in einer
Linie angeordnet, werden senkrecht in den Boden geschlagen. Jeden
Morgen kontrolliert der Baustellenchef mit einem Blick die Flucht
dieser Eisen und erkennt sofort allfällige Bewegungen im Erdreich. |
Eine
sich anzeigende Rutschung zeugt von einem Kräfteungleichgewicht
in der Böschung. Oft genügt die Beschwerung oder Sicherung des
Böschungsfusses oder der Abtrag der Böschung, um Schäden zu
vermeiden. |
Zur
Stabilisierung der Böschung empfiehlt sich auch das Anbringen von
Stützriegeln. Dazu hebt der Bagger kübelbreit von Böschungsfuss
bis Böschungsoberkante einen 0,5 - 1,5 m tiefen Schlitz aus. Darüber
wird ein altes Schalungselement gelegt und beschwert. Anschliessend
wird der Schlitz mit Filterbeton aufgefüllt. |
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Grösste
Vorsicht ist bei Gräben entlang des Böschungsfusses geboten. Sie
sind etappenweise auszuheben, auszuspriessen oder die
Böschungsneigung ist entsprechend flacher zu wählen oder
zurückzuversetzen.
Die wichtigsten Punkte zur Erinnerung:
Baugruben sind für die ganze Bauzeit sicher und standfest zu
erstellen, damit die Arbeitssicherheit jederzeit gewährleistet ist.
Allfällige Schäden müssen vom guten Baukader vorausgesehen werden.
Böschungen können mit befestigter Plastikfolie, oberen
Ableitungsgräben und ev. unterer Sickerleitung vor
Niederschlagswasser geschützt werden.
Eine
Gunitbeton- oder Gunitmörtelschicht mit Bewehrungseinlage verbessert
die Standfestigkeit der Böschung ebenfalls. Bei steilen Böschungen
ist auch das Vorbetonieren mit einem ca. 30 cm starken Geröllbeton
denkbar.
Filterbeton 1 - 30, 10 - 15 cm stark hinter eine Bewehrungsmatte
eingebracht bildet eine der häufigsten Böschungssicherungen.
Mit
einem vertikalen Abstand von 2 - 3 m sind bei Baugrubenböschungen
Bermen anzulegen.
An sich
lösenden Steinchen, sich bildenden Rissen, kraterförmigen
Aufquellungen, aus der Böschung fliessendem Wasser und Deformationen
lassen sich Böschungs- und Baugrubeneinstürze zum voraus erkennen.
Böschungsfusssicherungen und Stützriegel bilden weitere Massnahmen
um die Stabilität der Böschungen zu verbessern.
Auszug aus dem
Buch Tiefbau - Grundwissen für Baukader und Führungskräfte
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